Über die Ferien hinaus

Was bleibt vom Familienurlaub, wenn Berge von Wäsche gewaschen sind, die Katze nicht mehr beleidigt ist und alle Fotos im Album eingeklebt sind? Eine Familie zieht Bilanz.

Carola von Albedyll (51)

Erstens: Unsere Familienurlaube schaffen gemeinsame Erinnerungen, die bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit hervorgekramt werden. Egal ob Tante oder Oma sich dafür interessieren, die Geschichten müssen erzählt werden. Auch wenn ich manchmal mit Erstaunen höre, dass die Staus mit jeder Erzählung länger, Klettersteige immer schwieriger und Badetemperaturen immer eisiger werden: Wer kann da schon widersprechen? Die positiven Gefühle, die daran hängen, sind einfach zu schön.

Zweitens: Unsere Familienurlaube bescherten uns neue Freundschaften. Wer mit Kindern unterwegs ist, kann beinahe nicht verhindern, andere Erwachsene kennenzulernen. Denn zum Spielkamerad Leon gehören eben auch Eltern, mit denen man sich (im Urlaubs-Feeling?) gut versteht. Am Ende der Ferien heißt es dann: „Wollen wir uns nicht einmal unter dem Jahr treffen?“ Auch wenn wir kaum noch Zeit für weitere Freunde haben, auch wenn wir uns entfernt vom Urlaubsort vielleicht nur noch halb so gut verstehen – die richtige Antwort gibt’s erst beim Versuch. Bei uns hat er sich gelohnt; aus Urlaubsbekanntschaften wurden gute Freunde.

Drittens: Unter den Bergen von Fotos, die Familienurlaube hervorbringen, gefallen mir am besten die Familienbilder. Wir schauen darauf so entspannt, erholt und glücklich aus wie auf keinem anderen Bild sonst. Über meinem Schreibtisch hängt eins, das ich immer wieder anschaue – weil es mich so dankbar macht für die Zeit, die uns gemeinsam geschenkt war.

Benedikt (17)

Zugegeben: Auf der Hinfahrt habe ich schon mal darüber nachgedacht, wie viele Feiern meiner Freunde ich wohl versäumen würde in der Zeit, die ich langweilig mit der Familie irgendwo verbringen würde. Und war doch nach dem Urlaub immer wieder froh, dass ich noch einmal mitgefahren bin. Familienurlaube sind eben mehr als nur eine oder zwei Wochen, in denen man von den Eltern eine Auszeit am Strand voll finanziert bekommt. Sie sind auch Zeiten, die ich in Erinnerung behalten werde. Und diese Erinnerungen helfen, die Beziehungen in der Familie zu verbessern. Als Jugendlicher bist du immer öfter abends weg und hast viel mit der Schule zu tun. Da brauchst du gemeinsame Zeiten wie den Familienurlaub, um die Menschen, mit denen du tagtäglich umgehst, besser und neu kennenzulernen und zu erfahren, wie schön es ist, eine Familie zu haben. Zum Beispiel habe ich erst bei einem gemeinsamen Urlaub in den Alpen erstaunt festgestellt, dass meine Mutter mit ihren 50 Jahren mir als sportlichen Jugendlichen auf einem anspruchsvollen Klettersteig in nichts nachstand!

Jörg von Albedyll (54)

Familienurlaub, das ist ein Stück „heile Welt“ für mich. Das heißt nicht, dass er konfliktfrei verläuft, aber: Wir sind dann in einer Konstellation zusammen, die sonst im Alltag sonst nicht (mehr) vorkommt. Die Wahl des Urlaubsziels (Schon wieder auf die Insel in der Nordsee?), der Zeitpunkt (Nicht vor meinen Prüfungen!), die Art der Ferien (Diesmal will ich in ein schönes Hotel!) bringt mit zunehmendem Selbstbewusstsein der Kinder immer größere Diskussionen. Früher haben wir sie einfach ins Auto geladen; heute werde ich als Vater auch mal über-stimmt. Ich gehe regelmäßig sehr früh zur Arbeit und bin erst zum Abendbrot wieder daheim, oft müde und / oder mit einem Abendtermin für die Kirchengemeinde im Blick. Da reicht es oft gerade noch, die notwendigen Sach-Infos auszutauschen; wie der Tag für meine Familie sonst war, was wichtig war, was Sorge und Freude bereitet hat, entgeht mir leider viel zu oft. Ich habe manchmal fast das Gefühl, am Leben meiner Familie nicht mehr vollständig beteiligt zu sein. Im Familienurlaub ist das anders – ich lerne meine Familie, insbesondere die Kinder, ganz neu kennen. Ich erfahre, dass das Aufstehen für unsere jüngeren Familienmitglieder ein großes Problem ist, registriere, dass unser Sohn erst so gegen 22 Uhr Zeit hat, mit seinen Eltern ein richtig philosophisches Gespräch über die wichtigen Fragen der Welt aus der Sicht eines (fast) 18-Jährigen zu führen. Ich sehe meine Kinder mit anderen Augen, der Blick hat sich geweitet auf Seiten ihres Charakters, die mir vorher, im Alltag verborgen blieben. Und wenn der Alltag uns wieder eingeholt hat, reicht oft eine Anspielung auf einen gemeinsam bestiegenen Berggipfel oder andere Erlebnisse, um aus Stress-Momenten die Luft herauszunehmen.

Franziska (13)

Familienurlaub ist etwas sehr Besonderes. Plötzlich sind alle die ganze Zeit über da, wir leben nicht mehr nebeneinander, sonder miteinander. Okay, des Öfteren gehen wir uns auch auf die Nerven, das gehört wohl irgendwie dazu. Aber aus jedem gemeinsamen Urlaub nimmt man etwas mit, ob es Fotos, eine schöne Muschel oder ein T-Shirt sind. Und beim Wandern, Skifahren und bei Besichtigungen stärken wir unsere Familienbande!